Kurzurlaub
Hörbar tropft von den Eiszapfen das Wasser auf den Boden.
Der Wohnwagen aus Eis sieht langsam wieder aus wie ein fast 40 Jahre alter, fast kaputter Tabbert.
Bei +3°C ordnen wir ein wenig unsere Gedanken und auch die Pfandflaschen, die sich die letzte Woche angesammelt haben.
Rückblickend war die Landschaft bis vor wenigen Tagen recht einseitig, dafür blüht Schweden aber jetzt so richtig auf.
Da Forex, die bekannteste Wechselstube in Schweden, morgen (heute) geschlossen hat, bleibt das Auto morgen stehen.
Der Tank steht auf 3/4 und da eine meiner Challenges das Verzichten auf Plastikgeld darstellt, brauchen wir Kronen um Tanken zu können (das Tankstellennetz „bemannd“ ist extrem dünn).
Rocky genießt
Letzte Nacht
Rocky genießt die Motoreizung und steckt in gewohnter Manier alle Viere in die Luft, während er auf meinem Beifahrersitz träumend Schneehasen jagt.
Anders als erwartet liebt er seinen Tarnmantel wie verrückt beim Erkunden der Schneehügel.
Manchmal wundert er sich ein wenig über das Eis, über das er läuft.
Als Welpe habe ich ihn zwar nie gesehen, aber genauso stelle ich ihn mir an seinen ersten Tagen vor (tapsend und etwas unbeholfen).
Die letzte Nacht haben wir auf einem freien Wohnwagenstellplatz verbracht, der gegenüber ein total sauberes und gut ausgestattetes Toilettenhäuschen hatte.
Zwar hatten wir -9°C in der Nacht, dafür hatten wir aber unendlich viel warmes Wasser und haben mit Alufolie Zugstellen am Wohnwagen abgedichtet.
Dadurch, mit gewohnt vielen Decken und meiner Ausrüstung von First B haben wir trotz der Temperatur nur die ersten paar Stunden die Heizung benutzt. Den Großteil der Nacht haben wir entspannt ohne Heizung verbracht.
Auch kleine Schritte führen zum Ziel
Kurzurlaub vor den großen Herausforderungen
Der Luxus von Plusgraden wird wohl der letzte auf dieser Tour sein, denn ab Montag geht es in Richtung der zweistelligen Minusgrade.
Die Gasflaschen sind immer noch nahezu randvoll, der Generator wartet sehnsüchtig auf seinen zweiten Einsatz und der Petroleumofen hat sich gerade erst eingelaufen.
Alles ist gewappnet für diese Temperaturen also kann die Jagd nach den Polarlichtern weitergehen.
Zwar ist erst ca eine Woche um, aber das Wirtschaften mit den Rohstoffen funktioniert deutlich sparsamer als erwartet (abgesehen vom Benzin).
Gut so, denn die großen Herausforderungen liegen noch vor uns!
Die ganze Ruhe lässt mir viel Zeit für Selbstreflexion und frischen Gedanken, das gefällt mir sehr.
Die Straße ist Freund und Feind zugleich
Die Rentiere kommen näher
Auf der Fahrt ließen wir nicht nur interessante Landschaften, verrostete Autowracks und umgefallene LKWs hinter uns, sondern kommen auch den Rentieren näher.
Das merke ich daran, dass sich die Metallpfähle mit schwarzen Plastiktüten am Straßenrand häufen.
Samen, das Urvolk Lapplands, stellen diese auf um zu kennzeichnen, dass eine ihrer Rentierherde sich in der Nähe befindet.
Samen sind übrigens die einzigen, die offiziell Rentiere züchten dürfen und verkaufen unter anderem Fell und Fleisch auf lokalen Märkten.
Da ich Vegetarier-Light bin, also hin und wieder Fisch esse, werde ich von diesen Waren Abstand nehmen.
Ich hoffe trotzdem auf ein Kennenlernen mit diesen interessanten Menschen und eventuell ein paar Eindrücke ihres Lebens festhalten zu können.
Nun werden wir uns hinlegen, damit wir morgen ein wenig die Stadt erkunden oder einfach entspannt durchschlafen können.
Bis morgen auf Instagram, Facebook oder hier im Blog.
Warme Grüße aus Östersund!
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6 Comments
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Hallo Kevin,
sehr schöne Fotos und Berichte. Freue mich immer, wenn Du von Dir hören lässt.
Bin mal gespannt, wie es weitergeht!
Viele Grüße
Frank
Moin Frank,
vielen Dank für das tolle Feedback. Schön, dass ich es schaffe dich zu erreichen und ich hoffe du bleibst am Ball.
Die nächsten Tage geht es vermutlich nämlich erst richtig los 🙂
LG
Kevin
Hallo Kevin,
das passt für mich bisher alles, „wie die Faust aufs Auge“. Dein Schreibstil, die Bilder, schön aufgelockert, toll zu lesen. Du hast einen interessierten Follower deiner Reise mehr. Ich freue mich schon auf deine weiteren Erlebnisse, in einem Land, dass wir leider selbst noch nicht bereist haben, und das wahrscheinlich auch nicht im tiefsten Winter machen würden. Um so schöner, deine Erlebnisse mitlesen zu dürfen.
Herzliche Grüße
Stefan
Moin Stefan!
vielen Dank für die tollen Worte, es beflügelt mich sehr so etwas zu lesen.
Dass dir mein Schreibstil gefällt, ist ein großes Kompliment für mich, vielen Dank dafür.
Auf die weiteren Abenteuer freue ich mich sehr und ebenfalls auf weitere Rückmeldungen von dir!
Falls du die Reise als Urlaub antreten möchtest, würde ich dir auch eher die Zeit Mittsommernacht empfehlen. Kann zwar auch kalt werden, aber du hast viel Licht und es ist bei weitem nicht so kalt.
Liebe Grüße und bis bald
Kevin
Hi Kevin,
ich habe im Wohnwagenforum von deiner Mission gelesen und seitdem immer Mal wieder daran gedacht, wie es dir wohl gerade im hohen Norden ergeht.
Ich finde es klasse, wenn Menschen es noch vermögen aus ihrer Komfortzone herauszutreten und das Außergewöhnliche wagen.
Vermutlich fühlst du dich gerade deutlich lebendiger, als all deine Kritiker zusammen … ich gönnen und wünsche es dir!!!
In diesem Sinne freue ich mich auf deine nächsten Blogbeiträge.
Bleibt gesund, und wenn dir noch nicht kalt genug ist, kannst dir das Buch „Eine Büroklammer in Alaska„ holen. Da geht es auch um einen der Auszog, um sein Glück in Alaska herauszufordern. (Zitat: kacke bei Minus dreißig Grad nicht immer auf die gleiche Stelle in deinem Erdloch, sonst sitzt du irgendwann auf der Spitze einer gefrorenen Pyramide ???? )
Gute Fahrt
Mark
Moin Mark,
Wie Recht du hast. Das Gefühl ist unbeschreiblich und all die Kritiker und teilweise neiderfüllten Kommentare haben mich nur mehr darin bestärkt.
Das Buch besorge ich mir ! Erinnert mich ein wenig am etwas ????.
Ich freue mich von dir zu hören !
LG
Kevin