Berge habenTücken

Jan, vom Digitale-Nomaden-Podcast erzählt gerade über das ortsunabhängige Arbeiten in einer Hängematte auf Bali, als ich auf Pause drücke und an einer Kreuzung nach rechts abbiege.
Draußen herrschen 3 Grad Plus und es wirkt herbstlich.

Völlig entspannt fahre ich steile Berge hoch und frage mich wieviele tausend Höhenmeter das noch werden sollen, als plötzlich die Straße weiß war.
Wie durch Fingerschnipp.

Nach und nach verlieren die Reifen Grip und das Auto fängt gefärlich zu schlingern an, rechts und links von der Straße gibt es keine Leitplanke, auf Augenhöhe sehe ich Baumkronen. Es muss also mindestens 10 Meter weit runter gehen dort.

Unzählige Steigungen bewältige ich, wie ein Schlitten rutschend und kontrolliert driftend, bis vor mir eine Steigung auftaucht, die mich an die letzte Welle im Film „Der Sturm“ erinnert.
Nicht einmal das Ende konnte ich sehen, die Straße komplett weiß, türmt sich nun dieses geschätzt 800 Meter lange Ungetüm vor mir auf.
Mit Kampfschreien und einem Blick, wie ein Wahnsinniger, versuche ich eine Mischung aus Drehmoment und Grip zu behalten, der Motor stimmt mittlerweile in meine Kampfschreie ein und wir erkämpfen uns fast senkrecht den Weg nach oben..
100 Meter vor dem höchsten Punkt der Steigung verliere ich vollständig den Grip und werde nach und nach langsamer, bis ich schließlich stehe.

Es ist pechschwarz und meine Kopflampe zeigt mir, dass ich 20 Meter hinter einer Kurve zum Stehen gekommen bin.
Während ich genervt mein Warndreieck aus dem Kofferraum krame, sehe ich Rocky in seiner Box auf dem Rücken liegend schnarchen.
Der hats gut.

Ich ziehe den Schal fester und betrachte das Schlamassel.
Vom Rumsitzen würde ich hier nicht rauskommen und je länger ich hier stehe, desto gefährlicher wird es für uns bezüglich des Verkehres.

Nach kurzem Überlegen wird mir klar, dass unter dem Schnee Eis liegt und unter dem Eis Straße sein muss.
Ich muss es also nur schaffen die beiden Fremdkörper von der Straße zu entfernen und alles ist gut.

Während ich meine Schneeschaufel aus dem Kofferraum hole, scheint Rocky im Traum gerade einen Hasen zu jagen.
Angestrengt beginne ich damit meine Fahrspur freizuschaufeln, während immer mal wieder Autos anhalten und sich versichern, dass es uns gut geht.
Die Angebote, Hilfe zu holen, lehne ich immer freundlich dankend ab. Ich mache das schon.

Meter für Meter schaufle ich den Schnee an die Seite, bis ich 20 Meter frei habe.
Da es noch schneit und ich keine Lust habe den Neuschnee am Ende auch wegzuschaufeln, entscheide ich mich immer ein kleines Stück freizuschaufeln und dieses Stück dann zu fahren.

So taste ich mich innerhalb von vier Stunden mehrere hundert Meter vorwärts und entdecke eine Parkbucht, welche ich auch noch komplett freischaufle.

Als ich gerade ins Auto steige um in meine freigeschaufelte Parkbucht zu fahren, kommt ein Schneeräumfahrzeug und streut gesättigte Salzlösung.
Nachdem er mich fragt, ob er auch direkt unter mein Auto sprühen soll, kann ich sogar direkt weiterfahren und brauche nicht rückwärts in meine improvisierte Parkbucht fahren.

Nach 5 Kilometern stoße ich zu einer LKW-Kolonne, welche nacheinander einen riesigen Berg hochfahren.
Als ich an der Reihe bin, freue ich mich über das Gefühl eine frischgestreute Straße zu befahren.
Leider ist das ein kurzes Vergnügen, denn plötzlich kommt der Verkehr mitten an einer Steigung zum Stehen und wird auch die nächsten zwei Stunden keinen Meter vorangehen.

Nachdem es endlich weitergeht, sehe ich den Grund für den Stau. Zwei LKWs sind n den Graben gerutscht und umgefallen.
Krasses Land.