Zurück nach Lodingen
Und wieder
Rückwärts
Der Verkehrslärm weckt mich etwas grob und ein wenig enttäuscht sehe ich, dass das Wetter nicht besser geworden ist.
Rückwärts fahren wir um die Bushaltestelle, um beim Anfahren den Vorteil vom Gefälle nutzen zu können.
Immer noch schneit es und geräumt wurden nur einige wenige Abschnitte.
Der Weg zurück nach Lodingen gestaltet sich also entsprechend anstrengend.
Wieder werde ich von der tollen Landschaft belohnt und ein kurzer Stopp zum Geld abheben ist auch drin.
Viel Anstrengung und wenig Grip begleitet mich auf dem Weg nach Lodingen und ich beschließe wieder am Fährhafen zu schlafen.
Das Wetter wird eher schlechter als besser, trotzdem ist die Stimmung gut. Es wurde die letzten Tage viel fotografiert und gefilmt, das Wetter wird schon noch entgegenkommen, denke ich.
Die tollen Eindrücke feiere ich mit einem Sixer Bier für 10€ und Rocky mit einem weiteren Schweineohr.
Langsam wünsche ich mir wieder Erlebnisse, die nicht mit den Straßenverhältnissen und dem Wetter zu tun haben.
Was noch kommen wird, weiß ich zu diesem Zeitpunkt nicht.
Norwegische Grenze Versuch 2 & 3
Diese f*****g
Grenze
Ein nerviges Bimmeln schrillt, während ich fröhlich mit Rocky durch den Schnee tobe.
Mein Wecker beendet diesen Traum und mein Tatendrang ist auf Höchstniveau.
Nur kurz eine Runde mit der Schleppleine drehen und dann wird Opa Nissan und Uropa Tabbert zum Aufbrechen fertig gemacht.
Heute geht es nach Norwegen!
Die Straßen sind tatsächlich wieder gut zu befahren und auch der Verkehr ist deutlich gestiegen auf dieser Strecke.
Rocky ist genauso aufgeregt wie ich, während wir mit gutem Tempo problemlos über die Straße fliegen.
Wer hätte gedacht, dass nach diesem Schneedisaster das Vorankommen heute so phänomenal funktioniert?
Begeistert erreichen wir die norwegische Grenze und mit Rocky´s und meinem Ausweis gehts zur Anmeldung.
Der Zöllner ist die Ruhe selbst und bewältigt die vier Meter bis zur Anmeldung mit einer Ruhe, die mich neidisch macht.
Er bemängelt einen fehlenden Stempel, der von unserer Tierärztin nicht im Ausweis vermerkt wurde. So können wir nicht einreisen.
Mein Elan bröckelt genauso schnell wie der feste Schnee, welcher beim Schließen meiner Tür von der Scheibe fällt.
Nun gut, es ist mein Fehler, mir hätte das auffallen müssen und so machen wir uns an die Lösung.
Es geht also mal wieder 140Km zurück nach Kiruna zum Tierarzt, bei welchem wir die letzten schwedischen Kronen gegen einen Stempel tauschen und mittlerweile in dunkelster Nacht wieder den Weg zur norwegischen Grenze fahren.
Das Wetter hat sich schlagartig geändert und der fallende Regen verwandelt die Straße in einen Spiegel.
Die norwegische Grenze erreichen wir heute nicht mehr, da uns zwei aufeinanderfolgende Berge ohne Zwischengefälle den Anlauf nehmen und auf diesem Eis kein Grip mehr besteht.
Wir manövrieren das Gespann im Schneckentempo rückwärts in eine Parkbucht und sage leise zu mir: „Morgen ist ein neuer Tag, da sieht alles wieder anders aus“.
Während dieser Nacht, zeigt sich das Polarlicht in außergewöhnlich deutlicher Gestalt.
Fast zwei Stunden kann ich dieses Spektakel bewundern.
Den tänzelnden Polarlichtern zuzuschauen ist wundervoll, es hat eine unglaubliche Leichtigkeit und spendet Mut für den nächsten Tag.
Der letzte Tag des Wartens
Den letzten Tag
abwarten
Eine nasse Nase stupst mir ins Gesicht, während ich in die Realität zurückkehre. Komplett aus meinem Traum bin ich noch nicht wieder da, bis mir jemand ins Gesicht niest.
Ok, ich bin wach, Rocky.
Über Nacht hat es Unmengen geschneit und nach über zwei Stunden des Freischaufelns kommen wir gerade so aus der Parkbucht, auf einer 10 cm dicken Eissicht. Die hatte sich unterm Schnee versteckt und macht es uns nicht leicht Grip zu finden.
Der Tag wird sehr entspannt, da ich hier in Kiruna noch bis morgen ausharren muss, der Schnee macht die Strecke nach Norwegen für mich unbefahrbar.
Also wird zuerst das Auto vollgetankt und anschließend der Empfehlung des Schweden gefolgt.
Auf dem Parkplatz des großen Supermarktes stellen wir uns direkt neben mehrere LKWs.
Praktischer Weise kann der Proviant im Supermarkt wieder aufgefüllt werden und auch eine Toilette gibt es dort. Das wird ein ruhiger Tag.
Ein Trucker spricht mich an und wir unterhalten uns ein wenig über das Wetter, die netten Schweden und das Leben auf der Straße.
Er erzählt mir, dass für ihn das Bergauffahren mit beladenem LKW meistens gut funktioniert, wenn er nicht stehen bleibt. Das Bergabfahren ist allerdings sehr anstrengend, da es sehr schwer ist das enorme Gewicht abzubremsen.
Genau umgekehrt also als bei mir.
Mit Freunden schreibe ich abends noch sehr lange in unserer WhasApp-Gruppe und erfahre, dass es auch in Deutschland schneit. Allerdings taut der Schnee offenbar direkt wieder, ein wenig neidisch bin ich da in dem Moment schon.
Morgen geht es zur norwegischen Grenze, ich bin so gespannt auf dieses Land, dass ich kaum schlafe, im Gegensatz zu Rocky, der während dieser Reise offenbar hervorragend entspannen kann.
Es freut mich sehr für ihn und mit diesem Gedanken schließe ich meine Augen.
Schneesturm abwarten
Abwarten und Cola
trinken
Eine große Parkbucht an der Hauptstraße, ganz weiß von all dem Schnee und irgendwo zwischen diesem weißen Teppich leuchtet eine hellweiße Lampe.
Kratzgeräusche von Metall auf Asphalt durchbrechen die pfeifenden Windgeräusche, während ich die Schneeschaufel um mein Auto bewege.
Kiruna ist weiß und die Straße ist eine verschneite Schneise in kniehohem Schnee.
Damit das Auto nicht im Schnee verschwindet, wird alle zwei Stunden drumherumgeschippt, so habe ich das Gefühl etwas zu tun.
Während der Warterei genieße ich eine Dose Carlsberg und frage mich, ob der Weg nach Norwegen tatsächlich ab übermorgen befahrbar ist.
Eine Packung Kartoffelsalat sorgt für einen gefüllten Magen und ein wenig innerer Zufriedenheit.
Rocky hat es sich auf meinem Schoß gemütlich gemacht und ist so tiefenentspannt, dass fast keine Körperspannung mehr vorhanden ist.
Bloß nicht bewegen.
Jedenfalls bis zum nächsten Schneeschieben.
Während ich gerade obligatorisch das Auto freischippe, hält ein Schwede neben mir und rät mir, lieber auf dem Parkplatz des großen Einkaufszentrums zu parken, da der Schnee so hoch ist, dass es schwer werden würde morgen wieder aus der Parkbucht zu fahren.
Wie Recht er hatte.
Die Folgen des Schneesturmes
Ich mag kein
Weiß
Es ist morgen und bei der morgendlichen Pipi-Runde bemerken wir, dass mittlerweile 4 weitere LKWs in der Parkbucht stehen.
Das ist ungewöhnlich, denn das ist erst das zweite Mal auf meiner Reise, dass ein LKW hält, obwohl bereits ein Auto auf dem Parkplatz steht. Und nun so viele auf einmal?
Außer ein Räumfahrzeug ist so gut wie kein Verkehr mehr auf der Straße. Das Auto ist eingeschneit und die Straße ist kaum noch zu sehen.
So wird das nichts!
Ich entschließe mich zurück in den nächsten Ort (Kiruna) zu fahren, um dort abzuwarten bis sich die Wetterlage entspannt.
Jede Parkbucht, an der ich vorbeifahre ist belegt. Was ist denn hier los?
Auf Pulverschnee und Glatteis graben wir uns nach und nach vorwärts, bis eine heftige Steigung uns zum Stillstand bringt.
Das kenne ich ja schon, während ich also mit meiner Schneeschaufel Stück für Stück die Straße freiräume, bieten mir zwei Autos an, mich zwei Berge hochzuziehen.
Rocky ist überhaupt nicht begeistert, dass Herrchen und andere Menschen da mit einem Seil am Auto hantieren, aber der beruhigt sich schnell wieder.
Nachdem ich zwei krasse Berge hochgezogen wurde und mir „good Luck“ gewünscht wurde, quälen wir die alte Kiste im dritten Gang mit mittlerer Drehzahl die weiteren Steigungen hoch. Bremsen würde zum erneuten Feststecken führen, also Zähne zusammenbeißen und einen Kompromiss aus Ausbrechen und Drehzahl finden.
Eine Stunde geht das so, bis langsam wieder Straße und am Horizont die Stadt zu sehen ist.
Der erste Stopp gehört jetzt der Tankstelle und nach dem Aussteigen spricht mich ein netter Schwede an, ob wir auf einem Campingtripp wären.
Ich erkenne die Ironie und wir beide lachen über dieses ungewöhnliche Vorhaben.
Er erzählt mir noch, dass ich bis Montag warten solle, da wäre der Sturm vorbei und die Straßen bis auf 15-20 Kilometer entspannt zu fahren.
Die Idee gefällt mir und der Plan wird forciert.
Wir haben jetzt also zwei Tage um ein wenig Ordnung zu schaffen und etwas zu arbeiten.
Sollte auch Montag kein Vorankommen sein, werde ich dann einen südlicheren Weg nach Norwegen suchen und Tromsö auslassen.
Das wäre schade, aber wenn die Natur meiner Ausrüstung Grenzen setzt, dann ist mir die Sicherheit von uns und anderen Verkehrsteilnehmern wichtiger.
Während ich jetzt genüsslich diesen Text schreibe und meinen Kaffee schlürfe, bellt Rocky gedämpft im Schlaf böse Rentiere an.
Zeitlich sind wir ganz gut dabei, die Hälfte der Strecke ist geschafft, unsere Reisezeit aber noch ein paar Tage vor der Halbzeit.
Ein wenig kann ich also entspannen und ein paar Pläne für die nächsten Tage machen.
Mir wurde als Feedback gegeben doch einmal einen ganzen Tag zu filmen, um einen Einblick von so einem Tagesablauf zu bekommen.
Daran werde ich mich morgen einmal ausprobieren, auch wenn wir nicht viel fahren werden.
Frostige Grüße aus dem dunklen Kiruna 🙂
Ein Schneesturm
Schnee und so
Fröhlich pfeifend lasse ich Kilometer für Kilometer hinter mir, Rocky knabbert gierig an seiner Rindersehne und die Außentemperaturen schwanken zwischen -11 und -26 Grad.
Hin und wieder laufen zwei oder drei Rentiere am Straßenrand, doch sobald ich auch noch so langsam auf sie zurobbe, ergreifen sie die Flucht aufs Feld.
Shit, ich möchte doch unbedingt eine Nahaufnahme dieser tollen Tiere machen. Nun gut, wenn nicht jetzt, dann eben später.
Ohne irgendeinen Zwischenfall geht es gut voran. Zu gut.
Wir legen so viele Kilometer zurück, dass ich mittlerweile nur noch wenige Kilometer von der norwegischen Grenze entfernt bin.
Wie gewohnt ist es seit 13:30 Uhr Stockduster, aber die Straßen werden immer leerer, keine Tiere, keine Autos – nichts.
Ein Blick aufs Navi zeigt aber, dass wir noch auf einer Europastraße sind.
Als ich die Playlist meines Podcasts pausiere, höre ich plötzlich ein durchgehend schleifendes Geräusch. Verdammt laut sogar!
Immer wieder ändere ich mein Fahrverhalten um den Ursprung für das Geräusch zu finden.
Nach einiger Zeit wird mir klar, dass ich seit einer Stunde neben einem unglaublich langem Güterzug herfahre!
Nachdem ich so beschäftigt war das Schienengeräusch dem Zug zuzuordnen, wird mir plötzlich bewusst, dass der Wind unverhältnismäßig zugenommen hat, meine Sicht nach vorne ist auf 20 Meter gesunken und die Temperatur steigt auf -8 Grad.
Da die Straße weiterhin gut befahrbar ist, gehts immer weiter geradeaus.
Irgendwann kommen wir in den Ort Abisko, am Straßenrand stehen Schilder mit der Warnung vor Lawinen.
Wo bin ich denn hier gelandet? Lawinen? Links und rechts ist es schwarz, wo sollen denn hier Lawinen herkommen?
Die Sicht wird immer schlechter und mittlerweile sehe ich Streckenweise nur noch zwei Meter weit.
Als ich durch immer tieferen Schnee fahre und die Sicht kurzfristig etwas besser wird, sehe ich in der Entfernung Warmblinker von zwei oder drei LKWs und orangenes Warnlicht.
Das ist mir zu heiß und ich fahre in eine Parkbucht und halte hinter einem parkenden LKW. Hier werde ich die Nacht bleiben und am nächsten Tag mit klarem Kopf die Situation einschätzen.
Mit Rocky und zwei Dosen im Schlepptau, eine Dose Bohnen in Tomatensoße und eine Dose Thunfisch, machen wir es uns im Wohnwagen bequem und genießen es über WhatsApp mit Freunden aus Deutschland zu schreiben.
Die Nacht wird sehr entspannt.
Jokkmokk und mein Nachbar
Mein Nachbar
TockTockTockTockTock…
Das Auto rollt führerlos auf den Abhang zu, ich hechte aus dem Bett und reiße panisch die Wohnwagentür auf…
Ich muss das Auto stoppen, bevor wir beide metertief in den Abgrund rutschen…
Das Auto steht genauso da, wie gestern Abend abgestellt.
Langsam realisiere ich, dass das Motortockern von einem LKW stammt, welcher in einigem Abstand geparkt hat und dieses Geräusch mich zu diesem unsinnigen Traum inspiriert hat.
Die ganze Nacht wird der LKW-Motor weiter laufen, kann ich ihm bei -24 Grad auch nicht verübeln.
Ein wenig verwirrt schaut Rocky schon, als ich wieder unter den Berg Decken schlüpfe. Sobald er sich aber wieder in meine Kniekehle rollen kann, lässt er sein zufrieden tiefes Einatmen, gefolgt vom entspannten Seufzen, hören.
Meine kalte Nase weckt mich ungemütlich und wie jeden Morgen setze ich meine Wasserflasche an, damit mein Körper den Flüssigkeitsverlust durch die Nacht ausgleichen kann.
Als ich meinen Morgentrunk kauen muss wird mir klar, dass das Wasser gefroren ist.
Nun gut, dann erst einmal Zähne putzen!
Schon beim Anfassen der Zahnpasta wird klar, dass auch die gefroren ist.
Alles klar, ich krame Rocky unter den Decken hervor und bin ein bisschen neidisch auf den hechelnd auf der Seite liegend, gähnenden Genießer.
Mit steifen Fingern kippe ich einen Liter Petroleum in den Ofen und warte bis punktuell Wärme in unsere Richtung und die der Zahnpasta strahlt.
Mein Nachbar ist mittlerweile auch aufgewacht und schaufelt fleißig Splitt auf die Auffahrt des Rastplatzes, damit er mit seinem LKW problemlos weiterfahren kann.
Nachdem ich ihn ein paar Momente gespannt beobachte, ist mir seine Haltung irgendwie sympathisch. Mit meiner Nikolausmütze und Kamera gehe ich lächelnd auf ihn zu.
Ich finde ihn interessant und da wir sozusagen nebeneinander geschlafen haben, ist er ein Teil meiner Reise.
Wir grüßen uns heiter und ich frage ihn, ob ich für meinen Blog ein Foto von ihm machen kann, er ist fröhlich, offen und willigt breit lachend ein.
Als hätte er den besten Tag seines Lebens, reißt er die Arme hoch und lacht übers ganze Gesicht.
Es ist herrlich zu sehen und wir geben uns ein High-Five.
Bei -24 Grad möchte ich ihn nicht länger als notwendig in der Kälte halten und wir verabschieden uns recht schnell, er muss schließlich seine Ladung zum Ziel bringen.
Mittlerweile ist das Wasser und die Zahnpasta aufgetaut und ich kann mir die Zähne putzen.
Den Tag heute werde ich hier in Jokkmokk bleiben, denn bis auf die harte Kälte ist es so entspannt wie seit Langem nicht mehr.
Außer Stöbern in meinem Buch, Podcast hören und mein Essen kochen, machen wir heute nichts mehr. Morgen wird es Richtung Norwegen gehen!
Rentiere
Da sind sie
endlich
Mein Körper weckt mich, da der Wohnwagen über Nacht auf die Außentemperatur von -11 Grad abgekühlt ist. Meine Nase friert, der Rest ist gut verpackt.
Als ich Anstalten mache mich aus den vielen Lagen Decken zu wühlen, höre ich ein genervtes Stöhnen. Rocky möchte noch schlafen.
Als ich die Decken wegschiebe, streckt er sich genüsslich, alle Viere von sich gestreckt.
Das Frühstück lassen wir aus, denn ohne die Decken kühlen wir schnell aus.
Also ruckzuck alles verstauen, das Auto anschmeißen und wieder los auf die Straße.
Der Anblick der Polarlichter gestern ist noch fest in meinem Kopf, was ein Erlebnis.
Mit diesen positiven Gefühlen und einer frischen Flasche Cola Light geht es für uns nach einer kleinen Pipi-Runde sofort los.
Stundenlang kommen wir an keinem Haus vorbei, Menschen habe ich länger schon nicht mehr ohne Auto gesehen.
Irgendwann kommt mir mal wieder ein Auto entgegen, mit ständiger Lichthupe und deutlich auf der Bremse.
Nanu, denke ich, schleift der Wohnwagen etwa quer hinter mir her?
100 Meter weiter sehe ich, was los ist. Drei Rentiere schlendern tiefenentspannt über die Straße. Gestern Polarlichter und heute Rentiere?
Ich werde verrückt!
In meiner Begeisterung halte ich mit Warmblinker, schnappe mir Elli und beginne diese wunderbaren Tiere zu fotografieren.
Mit viel Respekt robbe ich mich langsam vorwärts um sie nicht zu stören und fotografiere weiter.
Nach nur zwei Minuten sind sie über das Feld wieder verschwunden.
Was ein Erlebnis, diese Reise hat sich lange Zeit gelassen mit Highlights, aber mittlerweile reiht sich ein Erlebnis ans Nächste.
Ich liebe Schweden und freue mich in wenigen Tagen Norwegen kennenzulernen.
Nun stehe ich wieder auf einem großen Parkplatz bei -17 Grad in Jokkmokk und knabber schwedisches Studentenfutter und trinke schwedisches Bier, das ein wenig nach Kümmel schmeckt.
Rocky ist schon längst in der Traumwelt, wartet bis Herrchen ihn in den Wohnwagen bringt und die obligatorische Beinlücke zum Einrollen bereit ist.
Nachdem der Tank vorhin auf Reserve stand und ich das Ding randvoll gefüllt habe, habe ich mich mit Cola, Bier und Knabberzeug im Supermarkt eingedeckt.
Beim Betreten bin ich fast vom Glauben abgefallen.
Tagelang habe ich so gut wie keinen Menschen gesehen und auf einmal trete ich in einen Supermarkt, der voll mit Mädels zwischen 20 und 30 ist.
Während ich völlig verstört meinen Kram in den Korb packe, verwickle ich zwei Mädels in ein Gespräch.
Es sind Deutsche, die in Oslo studieren und auf einer Lapplandtour mit dem Bus sind.
Sie erzählten mir ein wenig verstört, dass der Busfahrer heute ein Rentier überfahren hat und einfach weitergefahren ist. Das wäre hier wohl normal.
Sie baten um ein paar Tipps wie sie Polarlichter fotografieren können und dann ging es auch schon ans Verabschieden.
Vielleicht bleibe ich morgen den Tag einfach hier.
Gute Nacht und bis morgen.
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Weitere Bilder findest du hier
Aurora Borealis
Ungläubig sehe ich unter meinen Tacho. Eine Zahl blinkt energisch auf, um mich vor glatter Straße zu warnen.
Was für eine Ironie.
Diese Zahl ist 19. Davor steht ein Minus.
„Krass“, sage ich laut und wundere mich direkt über meine Äußerung. Was habe ich erwartet, immerhin habe ich monatelang mit extrem tiefen Temperaturen geplant und mich darauf vorbereitet.
Vor einer Stunde stand hier noch -8, unglaublich wie schnell sich das Wetter hier ändern kann.
Die letzten Tage bin ich wegen Tau und Glatteis nur sehr schleppend vorangekommen. Es war so glatt, dass ich beim Aussteigen mit den Armen wedelnd versucht habe Balance zu halten.
Nun, da es so kalt ist, gibt es aber keinen Tau mehr, die Straße besteht aus purem Eis, 10cm trennen meine Reifen vom Asphalt.
Komischer Weise fährt es sich auf Eis so angenehm, wie seit Deutschland nicht mehr, das ständige Gedrifte und unkontrollierte Schlittern scheint vorbei zu sein und ich komme wieder in den Roadtrip-Modus ohne das Lenkrad zu würgen.
Mein Ziel, die Polarlichter, steht wieder konkret im Fokus und scheint greifbarer. Immerhin habe ich nur noch wenige Tage bis Tromsö, eine Stadt voller Studenten, in der es fast eine Polarlicht-Garantie gibt.
An dieser Stelle wundere ich mich ein wenig über die Formulierung „eine Stadt voller Studenten“. Das hat bestimmt seine Reize, der Grund meiner Reise ist das allerdings nicht.
Ein Rascheln reißt mich aus diesen lustigen Gedanken, Rocky sucht sich eine neue Liegeposition. Seit die Straßen so weitläufig geworden sind, dass wir nur alle zwei Stunden an einer kleinen Siedlung vorbeikommen, darf Rocky durchgehend vorne (angeschnallt) mitfahren.
Mit einem zufriedenen Seufzen legt er sich ausgestreckt auf meine Bettdecke und ich streichle vorsichtig seinen Rücken.
Sicherlich ein Bild für die Götter, wie hier ein 27-jähriger Stadtmensch mit einem alten Auto und einem noch viel älteren Wohnwagen über Straßen fährt, die einige Autohersteller zum Testen ihrer Geländewagen nutzen.
Tatsächlich testet Volvo seine Autos auf der E45, auf der ich mich durch Schweden wühle.
Seit 14:30 Uhr ist es schon Nacht und ich habe endlich einmal eine schöne Sicht auf die Sterne. Die nächste Parkbucht kommt bald und ich krame Susi aus dem Kofferraum, um ein paar Sterne zu fotografieren.
Während ich durch Susi´s Sucher schaue und mich etwas zurücklehne, sehe ich ein grünes Schimmern.
Mein Puls geht höher, können das wirklich schon Polarlichter sein? Doch nicht in Mittelschweden oder?
Beim genauen Hinsehen besteht kein Zweifel mehr!
Ich sehe Polarlichter. Die Aurora Borealis, die eines der Hauptziele meiner Reise waren, tänzelt verspielt am Himmel.
Der Anblick macht mich sprachlos.
Ohne weiter darüber nachzudenken haste ich aus dem Auto und beginne zu fotografieren. Die Temperatur ist mir völlig egal, ich will dieses Naturwunder festhalten. Für immer. Für mich und für alle, die diese Schönheit genießen möchten.
Nach einer halben Stunde und keinem Gefühl in irgendeiner einer Gliedmaßen steige ich zufrieden zurück ins Auto und mache mich weiter auf den Weg Richtung Jokkmokk, kurz vorm Polarkreis.
Nach wenigen Metern habe ich keine Lust mehr und halte an einem tollen Parkplatz mit Toilettenhäuschen.
Bei -15 Grad ist die Nacht ein wenig frostig, da ich die Heizung nur zum Einschlafen eingeschaltet habe, auszuhalten war es aber allemal und Rocky war sogar teilweise am hecheln, da wir unter unseren ganzen Decken eine Rettungsdecke nutzen.
Das funktioniert super, es muss aber auf Luftzufuhr geachtet werden, denn Metall ist nicht luftdurchlässig und Schwitzwasser wäre bei diesen Temperaturen tödlich.
Nasse Körper kühlen 30x schneller aus als trockene.
Was für ein unglaublicher Tag, wir schlafen tiefenentspannt.
Bis morgen.
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Mehr Fotos kannst du hier sehen
Kurzurlaub vor den großen Herausforderungen
Kurzurlaub
Hörbar tropft von den Eiszapfen das Wasser auf den Boden.
Der Wohnwagen aus Eis sieht langsam wieder aus wie ein fast 40 Jahre alter, fast kaputter Tabbert.
Bei +3°C ordnen wir ein wenig unsere Gedanken und auch die Pfandflaschen, die sich die letzte Woche angesammelt haben.
Rückblickend war die Landschaft bis vor wenigen Tagen recht einseitig, dafür blüht Schweden aber jetzt so richtig auf.
Da Forex, die bekannteste Wechselstube in Schweden, morgen (heute) geschlossen hat, bleibt das Auto morgen stehen.
Der Tank steht auf 3/4 und da eine meiner Challenges das Verzichten auf Plastikgeld darstellt, brauchen wir Kronen um Tanken zu können (das Tankstellennetz „bemannd“ ist extrem dünn).
Rocky genießt
Letzte Nacht
Rocky genießt die Motoreizung und steckt in gewohnter Manier alle Viere in die Luft, während er auf meinem Beifahrersitz träumend Schneehasen jagt.
Anders als erwartet liebt er seinen Tarnmantel wie verrückt beim Erkunden der Schneehügel.
Manchmal wundert er sich ein wenig über das Eis, über das er läuft.
Als Welpe habe ich ihn zwar nie gesehen, aber genauso stelle ich ihn mir an seinen ersten Tagen vor (tapsend und etwas unbeholfen).
Die letzte Nacht haben wir auf einem freien Wohnwagenstellplatz verbracht, der gegenüber ein total sauberes und gut ausgestattetes Toilettenhäuschen hatte.
Zwar hatten wir -9°C in der Nacht, dafür hatten wir aber unendlich viel warmes Wasser und haben mit Alufolie Zugstellen am Wohnwagen abgedichtet.
Dadurch, mit gewohnt vielen Decken und meiner Ausrüstung von First B haben wir trotz der Temperatur nur die ersten paar Stunden die Heizung benutzt. Den Großteil der Nacht haben wir entspannt ohne Heizung verbracht.
Auch kleine Schritte führen zum Ziel
Kurzurlaub vor den großen Herausforderungen
Der Luxus von Plusgraden wird wohl der letzte auf dieser Tour sein, denn ab Montag geht es in Richtung der zweistelligen Minusgrade.
Die Gasflaschen sind immer noch nahezu randvoll, der Generator wartet sehnsüchtig auf seinen zweiten Einsatz und der Petroleumofen hat sich gerade erst eingelaufen.
Alles ist gewappnet für diese Temperaturen also kann die Jagd nach den Polarlichtern weitergehen.
Zwar ist erst ca eine Woche um, aber das Wirtschaften mit den Rohstoffen funktioniert deutlich sparsamer als erwartet (abgesehen vom Benzin).
Gut so, denn die großen Herausforderungen liegen noch vor uns!
Die ganze Ruhe lässt mir viel Zeit für Selbstreflexion und frischen Gedanken, das gefällt mir sehr.
Die Straße ist Freund und Feind zugleich
Die Rentiere kommen näher
Auf der Fahrt ließen wir nicht nur interessante Landschaften, verrostete Autowracks und umgefallene LKWs hinter uns, sondern kommen auch den Rentieren näher.
Das merke ich daran, dass sich die Metallpfähle mit schwarzen Plastiktüten am Straßenrand häufen.
Samen, das Urvolk Lapplands, stellen diese auf um zu kennzeichnen, dass eine ihrer Rentierherde sich in der Nähe befindet.
Samen sind übrigens die einzigen, die offiziell Rentiere züchten dürfen und verkaufen unter anderem Fell und Fleisch auf lokalen Märkten.
Da ich Vegetarier-Light bin, also hin und wieder Fisch esse, werde ich von diesen Waren Abstand nehmen.
Ich hoffe trotzdem auf ein Kennenlernen mit diesen interessanten Menschen und eventuell ein paar Eindrücke ihres Lebens festhalten zu können.
Nun werden wir uns hinlegen, damit wir morgen ein wenig die Stadt erkunden oder einfach entspannt durchschlafen können.
Bis morgen auf Instagram, Facebook oder hier im Blog.
Warme Grüße aus Östersund!